In den letzten Wochen hat sich die Nachfrage nach Beratung und Unterstützung in den verschiedensten Bereichen des Lebensalltages bei uns erhöht. Immer mehr Menschen aus unserem Stadtteil finden den Weg in unsere Allgemeine Sozialberatung / Einzelfallhilfe oder werden über Bekannte bzw. Verwandte zu uns vermittelt. Es ist alarmierend, wie viele Probleme, Sorgen und Nöte sie mitbringen, wie groß der Hilfebedarf ist bzw. wie groß das Bedürfnis ist, „gesehen“ und ernst genommen zu werden. Nicht selten fehlt den Menschen die notwendige Orientierung in den zahlreichen Unterstützungs- und Beratungsangeboten oder sie wissen nicht, welche Möglichkeiten sich ihnen bieten bzw. welche Rechte sie tatsächlich haben. Auch fehlt ihnen oftmals das nötige Vertrauen, ihre Situation und ihre Nöte vor anderen Menschen auszubreiten. Dies wurde bei den Menschen, welche den Weg zu uns gefunden haben, immer wieder deutlich. Durch Zuhören, Beratung und Begleitung, nach Möglichkeit schnelle Hilfe direkt vor Ort sowie durch Vermittlung in weitere Unterstützungsangebote konnte den Hilfesuchenden geholfen werden.
Fallbeispiele (alle Namen geändert):
1) Maja F., alleinerziehende Mutter von vier Kindern stieß durch einen Zufall zu uns. Im Gespräch wurde schnell deutlich, dass sie den Lebensunterhalt für sich (ALG II) und ihre Kinder kaum bestreiten konnte, die Kosten wuchsen ihr über den Kopf, der Kühlschrank leer und der Kauf von Kleidung etc. für ihre Kinder und sich kaum möglich. Die Sichtung ihrer Unterlagen ergab, dass ihre Bedarfe neu errechnet werden mussten, aus verschiedenen Gründen waren bisher nicht alle Ansprüche berücksichtigt worden.
Die Zusammenarbeit mit den betroffenen Behörden und Ämtern verließ problemlos, so dass Frau F. eine in kurzer Zeit eine Nachzahlung sowie eine Anpassung ihrer Leistungen erhielt.
2) Über eine Vermittlung nach Krankenhausauftenthalt erreichte uns ein älteres Ehepaar, Margot und Wilhelm G. (82 u. 89 Jahre). Beide waren bis zur Rente berufstätig und engagierten sich danach in unterschiedlichen Ehrenamtsprojekten, so dass sie stets geistig gefördert, gefordert und unter Menschen waren. Seit über einem Jahr bauen jedoch beide körperlich ab, Herr G. sitzt mittlerweile im Rollstuhl und zieht sich zunehmend zurück, Frau G. hat zahlreiche gesundheitliche Beschwerden und ist oftmals entsprechend eingeschränkt in ihrer Bewegungsfähigkeit. Die einzige Tochter ist verstorben, ebenso viele Freunde und Bekannte, die Enkel wohnen zu weit weg. Frau G. sagte, dass sie nicht wisse, was das Leben für sie überhaupt noch bereithalte.... Einsamkeit, körperliche Einschränkung und die fehlende geistige Förderung machen sie mut- und kraftlos.
Mittlerweile schöpfen beide wieder etwas Hoffnung – eine verspätete Trauerbewältigung mit professioneller Unterstützung, therapeutische Unterstützung in der Alltagsbewältigung, ein Seniorenkreis für Männer, ebenso einen Seniorentreff für beide, Besuche und Unterstützung ehrenamtlicher Helfer/innen und regelmäßige, kurze Telefonate mit uns haben etwas Bewegung in ihren Alltag gebracht.
Kommentar schreiben